
Gute Laune trotz Dauerregen
9. September 2024
Freude über Spende des Ladies‘ Circle 86 Wetzlar
16. Dezember 2024… ohne Handy …! Schon die erste Seite aus Mariesa Dulaks und Rebecca Cobbs Bilderbuch „Ein Tiger im Zug“ spricht eine deutliche Sprache, obwohl es da noch gar keinen Text gibt und die eigentliche Geschichte erst zwei Seiten später losgeht: Ein Mann und ein Junge sitzen nebeneinander auf einer blauen Bank. Die Beine des Mannes sind übereinandergeschlagen, er guckt in sein Handy, lächelt dabei leicht. Der Junge neben ihm ist noch klein, drei oder vier Jahre alt. Sein Blick wirkt traurig, die Körperhaltung mutlos (ratlos?). Seinen kleinen Eimer und die Schaufel beachtet er nicht. Er scheint den Betrachter des Bilderbuchs direkt anzublicken. Einmal umgeblättert, kommen wir auf die Titelseite. Der Mann guckt immer noch ins Handy, der Junge freut sich über den einfahrenden Zug am Bahnhof. Und als die beiden endlich einsteigen, lächelt er breit und beginnt zu erzählen:
„Du errätst nie, was bei unserem Ausflug ans Meer passiert ist …“
Während der Mann – der Papa, wie wir jetzt wissen – immer noch ins Handy guckt, setzt sich ein gigantischer Tiger mit Zylinder neben den Jungen und beginnt zu lesen. Papa merkt nichts davon, und auch von einer Schar Krokodilen, drei großen Nilpferden und einer Horde kleiner Schweinchen bekommt er nichts mit. Während sein Sohn Bekanntschaften schließt, sich von den Nilpferden mit Bonbons füttern lässt und mit den Schweinen Maumau spielt, gibt es für den Papa nicht Interessanteres als sein Handy. Das geht bis kurz vor dem Ziel so weiter. Doch als der Zug einfährt und die Tiere aussteigen, wird der Tiger aktiv. Er verschlingt das Handy mit einem Happs, setzt den Jungen auf seinen Rücken und rennt in Richtung Meer davon. Papa schafft es, hinterherzukommen, und als er mit seinem Sohn am Meer spielt und das Handyklingeln nur dumpf aus dem Tigerbauch dringt, ist der Junge überglücklich, „… weil Papa endlich wieder bei mir war.“
Das in hellen, fröhlichen Farben illustrierte Bilderbuch ist genial! Es setzt die fantasiesprühende, handyfreie Kinderwelt dem langweiligen kleinen grauen Gerät entgegen und sagt sehr deutlich, dass Kinder die Anwesenheit ihrer Eltern nicht als echt empfinden, solange sie ihre Aufmerksamkeit eher dem Handy widmen als ihrem Kind. Ein Buch, das alle Kitas an Eltern weitergeben sollten – vielleicht mal im Rahmen eines literarischen Elternabends?